In den letzten zwei Beiträgen habe ich über meine Erfahrungen meiner ersten Tantra Kurse geschrieben. Heute möchte ich über Tantra und Moral sprechen und was ich für mich daraus gelernt habe.

Part 1 und Part 2 könnt Ihr hier nachlesen.

Um es gleich Vorweg zu sagen, meiner Meinung nach entspricht Tantra nicht dem christlichen/abendländischen Begriff von Moral.

Immer wieder stellt sich bei Diskussionen mit Freunden über meine Tantrische Arbeit heraus, dass ich mich damit weit ausserhalb jeder heutiger gesellschaftlicher Norm bewege. Wir sind zumeist religiös geprägt oder aufgewachsen. So auch ich. Nur ich habe schon sehr früh als Jugendlicher bemerkt, dass hier etwas für mich nicht stimmig ist. Es werden mir Moralvorstellungen auferlegt, vorgelebt und vorgespiel, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Leben, wie ich es empfinde zu tun hat.

Ich wollte hier schon immer ausbrechen. Erst spät in meinem Leben, auch durch Tantra, erfuhr ich, was Moral für mich überhaupt bedeutet und dass diese mir vorgelebte Moral nichts mit meinen Vorstellungen gemein hat.

Mein bester Freund – Liebe ist grenzenlos!

Für mich habe ich gelernt, dass Moral meiner Vorstellung nach mit

  • Liebe
  • Achtsamkeit
  • Vertrauen
  • Gegenseitigem Respekt
  • Verbundenheit

zu tun hat und nicht so sehr von den meisten „äußeren“ Meinungen zu tun hat. Innerhalb der obigen Grenzen kann ich mir alles Erlauben und frei sein von diesen Vorstellungen, wie ich Moral zu sehen habe.

Im Tantra werden viele Übungen nackt ausgeführt. Selbst bei Meditationen können die Gefühle anders sein, als angezogen zu meditieren. Nacktsein als solches ist schon problematisch vorbelegt und kann eine echte Herausforderung für uns darstellen, besonders in einer Gruppe fremder Männer. Wir stellen uns hier unseren moralischen Begriffen – darf ich jetzt den Anderen Nackten ansehen. Alle sehen mich jetzt nackt!

Doch sind wir denn nicht alle nackt geboren. Haben wir es verlernt uns gegenseitig „auch“ nackt zu respektieren, ohne das gleich ein Porno in unserem Kopf abläuft? Warum können wir die Nacktheit nicht mehr als „natürlich“ ansehen?

Im Tantra machen wir auch keine Unterscheidung von Körperregionen. Die Genitalien und Po dürfen und sollen auch angefasst werden (soweit es der andere eben zulässt!). Nicht mehr oder weniger als wenn ich den Rücken oder Bauch berühre. Ist es denn „moralisch verwerflich“ den Anderen in seiner Nacktheit so zu berühren, zu bestaunen, zu lieben und ihm mit Respekt der Persönlichkeit entgegen zu bringen?

Wir haben die „Verbindung“ zu unserem Körper und zu anderen Körpern verloren.

Was passiert, wenn ich meine alten, eingefahrenen Vorstellungen von Moral über Bord werfe und meinen und den anderen nackten Körper ohne Scham begegnen kann. Ich sehe die Schönheit, die Kraft, die Einzigartigkeit eines jeden Körperteils.

Wenn ich obige Grundsätze einfach wirken lasse und dann die Nacktheit betrachte, kann ich ihr mit Natürlichkeit und ohne Scham begegnen. Es macht mich frei für meine innersten Gefühle – Spannung, Liebe, Verbundenheit und natürlich Geilheit.

Wenn ich diese Gefühle positives entgegenbringe, werde ich auch anders mit Nacktheit umgehen und mich anders wahrnehmen können, sowie andere werden mich auch anders wahrnehmen. Nicht als „sexgeilen Bock“, sondern als zärtliches Wesen, das seine Bedürfnisse offenbart.

Unsere alten Moralvorstellungen hindern uns im Leben glücklich zu sein

Unsere alten Moralvorstellungen haben auch noch andere Schattenseiten:

  • sie fördern Eifersuchtsgefühle
  • sie hindern uns Dinge zu tun, die wir wirklich wollen
  • sie hindern uns, klar unsere eigenen Grenzen zu zeigen
  • sie fördern Scham und andere negative Gedanken in uns

Wir kennen alle Eifersucht- und Schamgefühle. Diese werden uns immer begleiten. Doch wenn wir uns von diesen negativen Gedanken befreien können, wird unser Leben dadurch reicher, streßfreier und selbstbestimmter.

Gerade Eifersucht ist oft ein gutes Bespiel, wie sehr es unser Leben und Handeln beeinflußt. Oft schützt uns Eifersucht oder zeigt uns diese unsere innere Welt auf. Oft aber „übermannt“ uns aber ein negatives Gefühl von Eifersucht. Gerade in Verbindung mit unseren alten Moralvorstellungen kann Eifersucht ein schlimmes Zerstörungspotenial entwickeln, dass wir in Griff bekommen sollten. Unserer Willen wegen und das der Willen der Betroffenen wegen. Wir zerstören Freundschaften, Liebe und ganze Partnerschaften durch die Kräfte, die Eifersucht entwickeln kann. Diese entsteht in uns, meist aus der falschen Vorstellungen von Moral.

Wenn wir also eine nackte Massage an einem Anderen vornehmen und der Partner sieht zu, kann soetwas Eifersucht auslösen. Aber warum? Liebe ich meinen Partner deswegen weniger, nur weil ich einen Anderen nackt massiere?

Nein, ganz bestimmt nicht. Der Mensch ist so ausgelegt, das seine Liebe unendlich sein kann. Mache ich mir dies bewußt und löse mich von den negativen, zerstörerischen Eifersuchtsgedanken, fühle ich das Vertrauen, das mein Parner mir entgegen bringt, um so mehr.

Gerade ein Tantra Workshop ist hervoragend geeignet sich diesen Gefühlen selbst zu stellen und spielerisch mehr über unser inneres Seelenleben zu lernen.