Immer wieder beschäftigt mich die Frage, ob Tantra politisch sei. Gerade zur Zeit lese ich viele Artikel in der Zeit, SZ oder anderen Medien über Fremdenhaß, Migration und den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Hier und in Europa.
Viele dieser Artikel beschreiben den Zerfall von Gemeinsamkeiten, von Verstößen gegen die Menschenwürde und natürlich den Einsatz (auch von verfassungsbedenklichen) der Überwachung von Minderheiten. Gerade hier werden immer öfters Praktiken beschrieben, die Polizei und Verfassungsschutz einsetzen, ob es nun die Auswertung von Standortverlauf, Metadaten von Whatsapp, Facebook und Co. sind. Es wird immer im Zusammenhang von Bedrohung gebracht.
Was oder wer bedroht mich denn?
Klar ich möchte hier keinen Anschlag oder andere schlimme und abscheuliche Taten „klein“ reden. Sie existieren! Was mich dabei nur stört, ist das Diskriminierung von Minderheiten, Überwachung und Ausweitung von (polizeilichen und) behördlichen Befugnissen damit einher geht. Für uns alle sollte die Verfassung gleich gelten und wir sollten von Übergriffen geschützt werden. Was aber immer mehr passiert, ist die Ausweitung der Befugnisse uns in in unseren Rechten zu beschneiden, um uns vor einer angeblichen und blumig beschriebenen Bedrohung zu schützen! Ein echter Nachweis, das die Ausweitung von Befugnissen uns besser beschützt bleibt aber bis jetzt aus! Es gibt ihn nicht! Gerade der Fall Amri vom Anschlag in Berlin, zeigt eigentlich ein komplettes Versagen der schon existierenden Beschneidungen unserer Rechte.
Die Beschneidung unserer Rechte wird immer mehr gegen uns als Minderheiten eingesetzt werden. Sind die Gesetze (neue Polizei oder BKA Gesetze) einmal da, werden die Begehrlichkeiten von Behörden, diese auch in anderen Kontexten wie Terrorismus oder organisierte Kriminalität einzusetzen geweckt und sind nicht mehr rückgängig zu machen.
Aber was bitte schön hat dies Alles mit Tantra zu tun?
Gerade die Menschen, die sich mit Tantra oder wie in meinem Fall mit schwulen Tantra beschäftigen und einsetzen, stehen weit ausserhalb jeder gesellschaftlicher Norm. Nicht nur, das wir einer schwulen Minderheit angehören, gehen wir auch noch einer Tätigkeit nach, bestimmte Praktiken, ob es als Trainer, Workshopleiter oder Heiler sind, zu verbreiten.
Wir (die Tantra Trainer) wollen ja genau noch einen „oben drauf“ setzen und die Identität als schwule, bi oder trans-(inter)sexuelle Menschen stärken, in dem wir Selbstvertrauen, Selbst-Heilungskräfte (im Sinne von mentaler Heilung von Traumatas z.B.) oder aber neue Wege aufzuzeigen sexuelle Vielfalt zu Leben und zu respektieren. Also nichts dergleichen verurteilen oder beurteilen, sondern jedem Menschen in seiner jetzigen Entwicklung stärken und offen begegnen.
Wenn das kein Politisches Statement ist, was DANN?
Aber was passiert denn genau, wenn ich diese Verhaltensweisen (außer der Norm) bestärke, wenn ich diesen Menschen aufzeige, sich selbst zu Verwirklichen, nicht nur die eigene Sexualität auszuleben? Sich selbst und seinen ehrlichen Bedürfnissen zu erkennen und hier als mündiger, selbstbewusster Mensch mein eigenes Glück finden kann, heißt auch Respekt gegenüber „Andersartigkeit“, Eigenverantwortung und Liebe für das Andersartige aufzubringen, eine echte Offenheit zu leben und hier sein eigenes ICH zu überwinden. Dies alles zu Erlernen hat viel mit eigenen Grenzen überwinden, Respekt für sich und andere aufzubringen und natürlich mit innerer Liebe, auch für sich selbst und andere zu tun. Dies kann natülich auch ein sehr schmerzhafter Prozess sein, in dem ich meine Muster erkenne, Gegenmaßnahmen einleite und vor allem ehrlich zu mir selber bin.
Bin ich also bereit, dies alles zu „erlernen“ und dies zu Leben, kann mir wahrscheinlich eine „rechte Parole“ oder eine „stumpfe Parole gegen Migranten oder Anderartigen Menschen“ weniger anhaben, denn ich werde diese Aussagen immer Hinterfragen!
Ich werde mein Herz befragen können, ob diese stumpfen Aussagen wirklich Substanz haben.
Tantra ist natürlich nicht der einzige Weg, um mehr von diesen populistischen Zusammenhänge zu durchschauen und zu durchbrechen. Aber ein sehr wirksamer Weg, wie ich meine.
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